Liebe zeitkritische Geister in kritischer Zeit.
Manch einer von Ihnen oder Ihren Bekannten musste Weihnachten im Krankenhaus verbringen. Schwerer Unfall mit lebenslangen Folgen. Not-OP mit ungewisser Zukunft. Vielleicht denken Sie jetzt an jemanden und Ihre Erinnerung wird konkret.
Mir geht es jetzt nicht darum, Krankenhausstimmung an Ihren Weihnachtsbaum zu heften. Vielmehr möchte ich ihnen die Lektüre des kurzen Artikels „Kira kämpft“ von Christian Rudolf aus der aktuellen Ausgabe der Zeitung „Junge Freiheit“ empfehlen (siehe Anhang). Dort wird in wenigen Zeilen das Schicksal einer bekannten Leistungssportlerin beschrieben, welche vom weihnachtlich familiären Gabentisch in die Reha zurück muss. Ich wünsche Ihnen und mir, dass auch wir einmal von „Bestimmung“ sprechen können wie Kira Grünberg.
In ganz anderem Sinne haben die folgenden Infos etwas mit Weihnachten zu tun. An Somalia erinnere ich mich übrigens noch, weil ich zu der Generation gehöre, welche damals das Drama der „Landshut“ auf dem Flughafen von Mogadischu verfolgte und die Erstürmung durch die GSG 9. Nun jedoch möchte ich aktuell daran erinnern, dass die muslimische Regierung Somalias das Feiern von Weihnachten und Neujahr verboten hat. Solche Feste widersprächen der „islamischen Kultur“ und „den Prinzipien unserer Religion“.
Auch der Sultan von Brunei verbietet in einem Erlass das Feiern von Weihnachten, weil dieses Fest den „Glauben der Muslime erschüttere„.
Dies erinnert mich an Dr. Jusuf Al-Qaradawi, Chefideologe und Cheftheologe des weltweit zu empfangenden TV- und Radiosender Al-Jazeera in Katar. Er forderte bereits vor einigen Jahren die islamischen Staaten auf, das Aufstellen von Tannenbäumen zu verbieten. In den Augen theologisch gebildeter Muslime kann dieser Baum als ein christliches Symbol verstanden werden. Offensichtlich aus Rücksicht auf den Glauben der Muslime verbietet Frankreich das Aufstellen von Weihnachtskrippen in öffentlichen Gebäuden.
Warum die Aufregung? In der Tat stellt das Weihnachtsfest die Grundlage des islamischen Glaubens in Frage. Weihnachtsbaum und Krippe sind für wirklich gläubige Muslime Zeichen todeswürdiger Apostasie. Da haben die somalische Regierung und der Sultan Recht. Das Kind in der Krippe, welches für den christlichen Glauben die Menschwerdung Gottes in diese Welt hinein bedeutet, steht nämlich in fundamentalem Gegensatz zum Glauben an den islamischen Gott Allah, der unnahbar-fern, autoritär und absolutistisch das Schicksal von Welt und Mensch bestimmt. Muslimische Politiker und hohe muslimische Geistliche wissen natürlich, dass die Weltgemeinschaft (Umma) des Islam auseinanderbricht, wenn Muslime ihr Gottesbild kritisch befragen und sich mit dem Kind in der Krippe sowie mit dem Jesus der Evangelien beschäftigen. Nicht nur der Sultan von Brunei hat erkannt, dass die Theologie des Weihnachtsfestes den „Glauben der Muslime erschüttert“.
Wir Christen sollten den Glauben der Muslime nicht durch geschicktes verbales Taktieren oder Intellektuelles-über-den-Tisch-ziehen erschüttern wollen. Vielmehr sollten wir den Konvertiten Gehör schenken, die uns immer wieder sagen, dass sie zutiefst erschüttert waren, als sie von wirklich gläubigen Christen von der Liebe Gottes zu allen Menschen und seiner Nähe bei allen Menschen erfuhren.
Mit nachdenklichem Gruß
Wilfried Puhl-Schmidt