Erdogan bedroht die Aleviten

Liebe zeitkritische Geister in kritischer Zeit.

Trotz der gestrigen Aufhebung des Ausnahmezustandes in der Türkei durch Herrn Erdogan ist noch Auffassung seriöser Nachrichtenagenturen und Menschenrechtsorganisationen keine Verbesserung der Menschen- und Minderheitenrechte geplant. Dies betrifft aktuell auch die Religionsgemeinschaft der Aleviten in der Türkei und indirekt auch in Deutschland. Zunächst eine Vorbemerkung als Einstieg.

Immer wieder empfehle ich Ihnen die Pressemitteilungen und Warnungen der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV). Insbesondere auch deswegen, weil der Türkei- und Nahostexperte Dr. Kamal Sido immer wieder Informationen ins Netz stellt, welche freilich von den politisch korrekten Medien gemieden werden. Nicht nur nebenbei sei erwähnt, dass Dr. Kamal Sido durch seine Familie und Verwandtschaft einen direkten Draht nach Nordsyrien hat und somit über die faktische Eroberung durch die Truppen Erdogans mit Hilfe deutscher Leopard-Panzer aktuell und realistisch berichtete. Jesiden und Christen konnten teilweise nur durch ihre Flucht in die Berge ihr Leben retten. Die deutsche Medienwelt schwieg und schweigt und duckt sich!

Zu einem anderen, aber schon lange aktuellen Thema möchte ich heute wiederum Dr. Kamal Sido zu Wort kommen lassen. Es geht letztlich darum, dass Sultan Erdogan versucht, die Religionsgemeinschaft der Aleviten in der Türkei und neuerdings auch in Deutschland in die türkisch-sunnitische Version des Islam hineinzuzwingen.

Konkret ruft es Empörung und Widerstand bei der deutschen alevitischen Gemeinde hervor, dass Sultan Erdogan die alevitische Geistlichkeit durch das türkische Religionsministerium (Diyanet) in Ankara ausbilden lassen will. Dies würde bedeuten, dass die liberalen und teilweise Islam-kritischen Aleviten auf eine türkisch-islamistische Version des sunnitischen Islam umgepolt würden.

Lassen Sie mich aber bitte zunächst einige Jahre zurückgehen.

Die türkische Moschee in Mannheim war lange Zeit das größte muslimische Bauwerk in Deutschland. Sie war nach dem Osmanensultan Yavuz (der grausame) Sultan Selim I (1512 bis 1520) benannt. Er ließ nicht nur seine Brüder und Neffen sondern auch seinen Vater und Vorgänger liquidieren. Insbesondere die Religionsgemeinschaft der Aleviten versuchte er wegen ihrer theologischen Nähe zur schiitischen Version des Islam auszulöschen. Zehntausende ließ er massakrieren. Theologische Gutachten (Fatwa) rechtfertigten seine blutigen Aufträge. Bis heute gibt es immer wieder im Sinne Yavuz Sultan Selim I Progrome an den Aleviten! Ich erinnere z.B. an Istanbul in 1993 und Sivas in 1995 als der türkisch-sunnitische Mob ihre Häuser anzündete und ihre Flucht verhinderte.

Als wäre es eine Mahnung und Erinnerung, eröffnete Sultan Erdogan im Jahr 2016 die dritte Megabrücke über den Bosporus und gab ihr gegen den Protest der Aleviten genau den Namen Yavuz Sultan Selim I, der, wie bereits gesagt, als blutiger Tyrann die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft massakrieren ließ. Dieser Ungeist liegt auf dem türkisch-sunnitischen Islam. Der Vorsitzende der größten Aleviten-Organisation in Istanbul, Feti Bölökdiray, hatte vergeblich gegen diese Namensgebung protestiert.

Ich bitte Sie ausdrücklich, die Pressemitteilung „Türkei: Aleviten auch ohne Ausnahmezustand benachteiligt – Erdogans Islamisierungskurs gefährdet das sunnitisch-alevitische Verhältnis auch in Deutschland“ von Dr. Kamal Sido zu lesen. Vielleicht haben Sie eine alevitische Familie in der Nachbarschaft oder einen Arbeitskollegen.

Mit nachdenklichem Gruß

Wilfried Puhl-Schmidt

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